Pressemitteilung des NÖB zur Gentechnikinformationsveranstaltung vom 11.5.2004
Das Eichfeld besser ohne Gentechnik
Fast 30 Bäuerinnen und Bauern, Imker, Verarbeiter und interessierte Bürger des Eichsfelds diskutierten gestern im Solargebäude in Leinefelde intensiv über das Thema Gentechnik in der Landwirtschaft. Gemeinsam wurde herausgearbeitet, dass die Anwendung von Gentechnik im bäuerlichen Betriebe nur finanzielle Nachteile verursachen wird. Die so genannte „rote Gentechnik“, um mit neuen Medikamenten Menschen zu helfen, wurde von niemandem abgelehnt. Lies auch über brócoli al vapor.
Herr Rainer Wagner (Geschäftsführer des Schlachthauses in Heiligenstadt sowie Vorstand des Herkunftsverbands Thüringer und Eichsfelder Wurst) beschrieb treffend den wichtigen Unterschied zwischen Biotechnologie und Gentechnik. So stimmten alle einer hoch entwickelten Biotechnologie zu, jedoch lagen die Bedenken bei der die Art überschreitenden Gentechnik.
Biotechnologie ist etwas, was die Menschheit schon seit Jahrtausenden voranbringt (Bier brauen, Käse machen, Wurst herstellen). Gentechnik hingegen setzt Pflanzen und Stoffe in die Natur, die nie wieder zurückgeholt werden können. Diese von Großkonzernen patentierten Pflanzen sollen dann vom Landwirt im Paket mit dem Spritzmittel gekauft werden. Der Bauer darf dann auch nur Spritzmittel dieser Firma einsetzen und muss sein Erntegut an dieselbe Firma wieder verkaufen. Diese Entwicklung ist in Nordamerika und Kanada deutlich zu erkennen.
„Die Bauern laufen so Gefahr abhängige Befehlsempfänger zu werden“ argumentierte Herr Konrad Handt (Landwirt der Erzeugerbörse Eichsfelds und Vizepräsident des Thüringer Bauernverbands).
Auch geht der Einsatz an Spritzmitteln nicht zurück, sondern wird weiter ansteigen, wie die neuesten Untersuchungen aus den USA zeigen, beschrieb Dr. Frank Augsten vom Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft in Thüringen.
Es wurde eine Liste gezeigt, wo Landwirte im Eichsfeld gentechnikfreie Futtermittel für ihre Tiere beziehen können. Die Liste kann bei dem NÖB (www.noeb-eic.de und Tel: 03605/543238) bezogen werden. Dies könnte zukünftig eine Forderung der Verarbeiter und Handelsketten werden, wie dies bereits in Süddeutschland geschehen ist.
Steffi Clar vom Saatgutproduzent Dreschflegel aus Schönhagen (www.dreschflegel-saatgut.de) beschrieb wie jeder Kleingärtner und Landwirt wieder mit gentechnikfreien, nicht hybriden eventuell sogar biologischem Saatgut arbeiten könne. Ein sich beschäftigen mit Saatgut und deutlich mehr Verständnis von den Zusammenhängen um die Ernährung, stellten sich als wichtigste Grundvoraussetzungen – spez. bei unseren Kindern – dar.
Die Frage, ob Gentechnik im Eichsfeld neben gentechnikfreier Landwirtschaft existieren könnte, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen (sogenannte Koexistenz) wurde einhellig mit Nein beantwortet. Abgesehen von den offenen Haftungsfragen für Landwirte, scheint es nicht möglich zu sein, beides nebeneinander zu betreiben bestätigte Dr Frank Augsten Geschäftsführer des Thüringer Ökoherz und ausgewiesener Gentechnikexperte. Der Wind und die Bienen beispielsweise, welche bis zu 20 Kilometer weit fliegen, machen dies unmöglich.
Die Idee das Eichsfeld zu einer gentechnikfreien Region zu erklären, indem sich Landwirte jährlich neu gegen eine Anwendung von Gentechnik auf ihren Äckern schriftlich verpflichten wurde vorgeschlagen. Auf den Seiten des Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft in Thüringen kann der Stand der Bewegung in Thüringen und eine entsprechende Verpflichtungserklärung herunter geladen werden. (www.oekoherz.de/verinf/2043.htm)
Abschließend wurde deutlich, dass alle Politiker doch nachdrücklich auf den Schutz der Eichsfelder Landwirtschaft und die Wahrung der unabhängigen Existenz der Bauern im Eichsfeld angesprochen werden sollten.